Mittwoch, 12. März 2008

Von Hartkeksen und Hackfleischrisotto

Während ich vorhin den Beitrag zum Dosenburger verfasste, traten mir die ganzen Schrecken meiner Kindheit vor Augen. Als ich 1985 mit 13 Jahren und meinem Papa in Schweden war (im Pouch-Faltboot den Dålsland-Kanal entlang), hatten wir eine Menge Bundeswehr-Einmannrationen dabei. Diese EPA genannten Pappkartons enthalten 3500 Kalorien in Form von Fertignahrung, Schokolade, Tubenschmelzkäse und Keksen. Insbesondere die Kekse hatten (und haben!) es mir angetan: der Hartkeks.

Es gibt eine Menge Gerüchte um ihn, den kleinen Hartkeks. So wird kolportiert, man könne sich quasi kugeldicht machen, wenn man nur genug Hartkekse am Körper trage. Auch lasse sich mit ihm unter Zuhilfenahme der ziemlich öligen Bundeswehr-Schuhcreme ein bezauberndes Lagerfeuer entfachen. Kann alles sein. Mir schmeckt er einfach. In seiner Packung ist er geschätzte tausend Jahre haltbar, aber wehe, die Packung bekommt ein Loch – dann werden die Kekse darin ziemlich rasch ranzig. Da hilft dann nur eins: schnell aufessen. :o)

Was die Fertiggerichte in den EPAs angeht, bin ich zwiegespalten, denn es gibt – wie ich später während des Wehrdienstes feststellen durfte – durchaus leckere Varianten. Man kann sie sowohl warm als auch kalt essen, was sicherlich auch für Ravioli aus der Dose gilt, aber damals in Schweden hatten wir halt eine große Menge EPAs und eine gegen Null tendierende Menge Dosenravioli. Unsere EPAs waren alle vom selben Typ: In ihnen enthalten waren lecker klingende Gerichte wie Linsensuppe mit Würstchen und Hackfleischrisotto. Ersteres schmeckte wie es klang: bodenständig und ehrlich, kalt wie warm. Aber dieses Hackfleischrisotto... baaaaah! Wenn ich daran denke, bekomme ich noch heute den Geruch von dem Zeugs wieder in die Nase, und das ist immerhin 23 Jahre her.

Das Hackfleischrisotto wurde von einem leicht säuerlichen Geschmack begleitet, der wohl eine feine Weinnote darstellen sollte, aber so gar nicht zum Hackfleisch passte. Eben jenes machte auch optisch nicht all zu viel her: matschige, braune Plocken zwischen aufgedunsenen, toten Minimaden gleichen Reiskörnchen. Alles undefinierbar, und nach der ersten Gabel voll war mir bereits nicht mehr gut. Ich habe es in allen Varianten probiert: kalt und warm, mit Brot und ohne, mit hingucken und mit zugekniffenen Augen. Einzig erträglich war das Zeug mit zugehaltener Nase, aber da machte dann das Schlucken keinen Spaß.

Ich habe das Hackfleischrisotto überlebt, und beim Bund 1992/93 habe ich das gefürchtete Zeug nicht mehr bekommen. Da gab es dann andere Variationen der Feldcuisine.

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